In Österreich ist der geschlechtsspezifische Lohnunterschied im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ hoch. Selbst der kleinste geschlechtsspezifische Lohnunterschied in der Berufsgruppe Allgemeine Büro- und Sekretariatskräfte beträgt noch 18 %. In allen anderen analysierten Berufsgruppen liegt der Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen noch höher, wobei die 22 % bei den akademischen Berufen im Gesundheitswesen noch das geringste Lohngefälle ausmachen im Vergleich zu den Führungskräften in anderen Berufsgruppen.
Der größte geschlechtsspezifische Lohnunterschied findet sich in der Gruppe der Geschäftsführer, Vorstände, leitenden Verwaltungsbediensteten und Angehörigen gesetzgebender Körperschaften mit 54 % zu Gunsten der Männer. Den nächsthöheren Unterschied gibt es bei Führungskräften in den Bereichen Hotellerie, Einzelhandel und in anderen Dienstleistungsberufen mit 50 %.
Von den elf bei der Umfrage berücksichtigten Berufsgruppen weisen acht ein geschlechtsspezifisches Lohngefälle von 30 % oder mehr auf. Diese Ergebnisse zeigen, dass in Österreich noch eine Menge durch die Politik getan werden muss, um den allgemein bestehenden geschlechtsspezifischen Lohnunterschied zu reduzieren. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass das hier angesprochene Lohngefälle als ungerechtfertigte ungleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit, ausgeführt mit gleichen Qualifikationen, definiert wird.
Der von Eurostat anhand von Daten aus dem Jahre 2013 errechnete nationale durchschnittliche Lohnunterschied liegt bei 23 %. Dieser nationale Durchschnittswert stimmt mit den geschlechsspezifischen Lohnunterschieden der hier analysierten großen Berufsgruppen überein, scheint aber noch niedrig im Vergleich zu einigen anderen Gruppen.
Wie kommt es zu diesem geschlechtsspezifischen Lohnunterschied?
Definiert wird der geschlechtsspezifische Lohnunterschied als ungleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit, die mit den gleichen Fähigkeiten und Qualifikationen ausgeübt wird. Der geschlechtsspezifische Lohnunterschied resultiert aus Verhaltsnsmustern und Praktiken, die auf Geschlechtertrennung ausgerichtet sind. Diese Verhaltensmuster und Praktiken verstärken die bereits existierenden ungleichen Entwicklungschancen für Männer und Frauen sowie die ungerechtfertigten Entgelte innerhalb der Berufsgruppen und Berufe. Hinweis: Die unten dargestellten geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede gelten lediglich für die analysierten Beschäftigungen und Berufe.
Tabelle 1. Geschlechtsspezifischer Lohnunterschied bei großen Berufsgruppen in Österreich
Beruf | Männlich | Weiblich | Gesamt | Lohnunterschied |
Mittlerer Bruttolohn (€/Stunde) | Mittlerer Bruttolohn (€/Stunde) | Mittlerer Bruttolohn (€/Stunde) | % Unterschied | |
Geschäftsführer, Vorstände, leitende Verwaltungsbedienstete und Angehörige gesetzgebender Körperschaften | 91.19 | 41.63 | 66.41 | 54% |
Führungskräfte Verwaltung und Handel | 40.97 | 26.97 | 33.97 | 34% |
Führungskräften in den Bereichen Hotellerie, Einzelhandel und andere Dienstleistungsberufe | 29.38 | 14.64 | 22.01 | 50% |
Ärzte und Apotheker | 42.39 | 23.39 | 32.89 | 45% |
Lehrberufe | 26.48 | 18.5 | 22.49 | 30% |
Führungskräfte Informations- und Kommunikationstechnologie | 24.49 | 18.61 | 21.55 | 24% |
Assistenzberufe im Gesundheitswesen | 18.69 | 14.5 | 16.6 | 22% |
Fachkräfte Verwaltung und Handel | 24.02 | 15.18 | 19.6 | 37% |
Allgemeine Büro- und Sekretariatskräfte | 13.96 | 11.49 | 12.72 | 18% |
Bürokräfte mit Kundenkontakt | 23.39 | 12.85 | 18.12 | 45% |
Verkäufer | 12.79 | 7.88 | 10.33 | 38% |
Quelle: 2012-2013 ILOSTAT Global Wage Report
Der geschlechtsspezifische Lohnunterschied wurde ermittelt, indem die Differenz zwischen den geschlechtsspezifischen mittleren Bruttolöhnen durch den mittleren männlichen Bruttolohn dividiert wurde. Allen Berufsgruppen in der Tabelle liegen mindestens 10 weibliche und 10 männliche Antworten zugrunde.
Worum handelt es sich beim WITA-Gender-Pay-Gap-Projekt?
WITA GPG ("With Innovative Tools Against Gender Pay Gap" – mit innovativen Mitteln gegen den geschlechtsspezifischen Lohnunterschied, Januar 2015 - Dezember 2016) möchte wirkungsvoll dazu beitragen, den großen und andauernden Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern zu schließen. Dies wird durch EU-Mittel in Form eines sogenannten PROGRESS-Programms mit der Bezeichnung Action Grant Nr. 4000004929 ermöglicht. Eine der Aktivitäten ist der Vergleich zwischen den Löhnen und Gehältern von Männern und Frauen auf der Ebene der Berufsgruppen und die Veröffentlichung der Ergebnisse auf den nationalen WageIndicator-Webseiten aller 28 EU-Mitgliedsstaaten und der Türkei, sowie die Verbreitung durch Pressemitteilungen.
Weitere Informationen zum WITA-Projekt finden Sie unter
http://www.wageindicator.org/main/Wageindicatorfoundation/projects/wita-gpg
Weitere Informationen zu geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden in Österreich finden Sie unter Lohnspiegel.org/Osterreich
http://www.lohnspiegel.org/osterreich/home/gehalt/gleiche-chancen